Der Beginn einer Ausbildung ist ein wichtiger Schritt im Leben eines Menschen und eng verknüpft mit dem Erwachsenwerden. Sich nach der Schule in einem grundsätzlich neuen Umfeld zurechtzufinden, ist allerdings nicht immer einfach und kann zu Unsicherheiten, Stress oder sogar Frust führen. Umso wichtiger ist es, dass dein Ausbildungsbetrieb ein gutes Azubi-Onboarding bietet, das neuen Auszubildenden den Einstieg erleichtert und entscheidend dazu beiträgt, qualifizierte Fachkräfte aus ihnen zu machen, die deinem Betrieb lange treu bleiben.
Was ist Azubi-Onboarding?
Azubi-Onboarding bezeichnet alle Maßnahmen, die ein Ausbildungsbetrieb ergreift, um neue Auszubildende in das Unternehmen einzuführen, ihnen die nötigen Kompetenzen zu vermitteln und sie zu motivieren. Dabei geht es nicht nur um die fachliche Qualifikation, sondern auch um die soziale Integration, die Identifikation mit dem Betrieb und bestenfalls um die Entwicklung einer offenen, positiven Lernhaltung.
Warum ist Azubi-Onboarding wichtig?
Ein gutes Azubi-Onboarding bringt viele Vorteile für dich und deine Azubis mit sich. Für die Auszubildenden bedeutet es, dass sie sich schneller und besser in das Unternehmen einfinden, sich wohlfühlen und Vertrauen aufbauen. Sie lernen früh die Arbeitsabläufe, die Unternehmenskultur und die an sie gestellten Erwartungen kennen und können sich entsprechend anpassen. Sie erhalten von dir und deinen Mitarbeitern Feedback, Unterstützung und Anerkennung für ihre Leistungen und können sich persönlich und beruflich weiterentwickeln. All das fördert ihre Zufriedenheit, ihr Engagement und ihre Loyalität.
Für dich und deinen Betrieb bildet ein gutes Azubi-Onboarding die Basis für die Ausbildung qualifizierter und motivierter Fachkräfte, die deinem Betrieb treu bleiben. Im Ergebnis lässt sich so die Fluktuation deiner Mitarbeiter dauerhaft reduzieren und einhergehend damit die Kosten und den Aufwand für die Rekrutierung. Ein gelungener Einstieg verbessert zudem das Image deines Betriebes als attraktiver Arbeitgeber und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit.
Übrigens: Der Onboarding-Prozess sollte möglichst früh beginnen. Denn je früher vor Ausbildungsbeginn der Vertrag geschlossen wurde, desto eher kann es passieren, dass die Nachwuchskraft in spe doch noch abspringt. Sei es, weil sie mehrere Verträge unterschrieben hat und sich im Nachgang für das vermeintlich bessere Angebot entscheidet, oder weil sie doch lieber studieren will. Mit der Bindung der zukünftigen Azubis an deinen Betrieb sollte daher direkt nach der Vertragsunterschrift begonnen werden. So zeigst du, dass du dich auf den ersten Tag mit dem Auszubildenden freust und ihn bis dahin nicht vergisst.
Wie kann ein gutes Azubi-Onboarding aussehen?
Es gibt kein allgemeingültiges Rezept für ein gutes Azubi-Onboarding, da jeder Betrieb anders ist und seine eigenen Ziele, Bedürfnisse und Ressourcen hat. Allerdings gibt es einige grundlegende Elemente, die in jedem Fall beachtet werden sollten:
Vor der Ausbildung
Der erste Kontakt mit deinem Betrieb ist entscheidend für den ersten Eindruck der Auszubildenden. Deshalb sollte der Bewerbungsprozess transparent, fair und professionell gestaltet sein. Die potenziellen Nachwuchskräfte sollten über den Verlauf der Ausbildung, die Inhalte, die Anforderungen und die Perspektiven ausführlich informiert werden. Außerdem solltest du bereits vor dem ersten Arbeitstag Kontakt mit den Auszubildenden halten, zum Beispiel durch einen Willkommensbrief, eine Einführungsmappe und / oder eine Einladung zu einem Kennenlerntag. Ein Kurzcheck der BG BAU für einen guten Start in die Ausbildung findest du hier: Kurzcheck: So starten Ihre Auszubildenden erfolgreich!
Am ersten Tag
Der erste Tag im Berufsleben ist oft mit viel Nervosität und Aufregung verbunden. Deshalb solltest du dafür sorgen, dass die Auszubildenden freundlich empfangen werden – möglichst von dir persönlich sowie dem Ausbilder bzw. Mentor. Es sollte danach eine Führung durch den Betrieb und / oder ein gemeinsames Frühstück mit den Kollegen erfolgen. Die Auszubildenden sollten darüber hinaus ihren Arbeitsplatz, ihre Arbeitsmittel und die wichtigsten Ansprechpartner kennenlernen. Außerdem ist die Einführung in die wichtigsten Regeln und Abläufe sinnvoll, zudem sollten Erwartungen, die du an die Azubis hast, klar angesprochen werden.
In den ersten Wochen
Die ersten Wochen sind entscheidend für die Eingewöhnung der Auszubildenden. Deshalb ist es empfehlenswert, dass du ihnen einen strukturierten Einarbeitungsplan an die Hand gibst, der ihnen einen Überblick über die verschiedenen Abteilungen, Aufgaben und Lernziele verschafft. Die Auszubildenden sollten regelmäßig konstruktives Feedback, Unterstützung und Anerkennung von dir, ihrem Ausbilder und -falls vorhanden – ihrem Mentor erhalten. Außerdem solltest du in deinem Ausbildungsbetrieb Möglichkeiten schaffen, dass die Azubis sich untereinander sowie mit deinen Mitarbeitern vernetzen können, etwa durch gemeinsame Aktivitäten oder Veranstaltungen.
Während der gesamten Ausbildung
Die Ausbildung ist ein kontinuierlicher Lernprozess, der im besten Fall ständig angepasst und verbessert werden sollte. Deshalb ist es wichtig, dass du die Auszubildenden regelmäßig beurteilst oder beurteilen lässt, damit du diese gezielt fördern und fordern kannst. Die Auszubildenden sollten an verschiedenen Projekten, Schulungen oder Workshops teilnehmen können, um ihre Kompetenzen zu erweitern und ihre Interessen zu vertiefen. Von Vorteil ist auch, wenn du ihnen Perspektiven in deinem Betrieb für die Zukunft aufzeigst, beispielsweise durch Gespräche über die Übernahme, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Unterstützung bei der weiteren Karriereplanung.
Welche Fehler solltest du während der Ausbildung unbedingt vermeiden?
Ein schlechtes Azubi-Onboarding kann weitreichende negative Folgen haben. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Stichwörter Unzufriedenheit und Demotivation – das sogenannte Quiet Quitting – und der damit häufig verbundene Ausbildungsabbruch. Deshalb gilt es für deinen Ausbildungsbetrieb, einige typische Fehler zu vermeiden:
- Über- oder unterfordere die Auszubildenden nicht!
Die Auszubildenden sollten weder mit zu vielen oder zu schwierigen Aufgaben überlastet, noch mit zu wenigen oder zu einfachen Aufgaben gelangweilt werden. Sie sollten angemessen gefordert und gefördert werden, damit sie ihr Potenzial entfalten und ihre Lernziele erreichen. - Vernachlässige oder isoliere deine Auszubildenden nicht!
Die Auszubildenden sollten unter keinen Umständen sich selbst überlassen oder von den anderen Mitarbeitern abgegrenzt werden. Damit sie sich sicher und wohl fühlen und Vertrauen aufbauen, sorge dafür, dass sie ständig betreut und bestmöglich integriert werden. - Zeige den Auszubildenden nicht ständig ihre Fehler auf und ignoriere sie nicht!
Die Auszubildenden dürfen nicht ständig negativ bewertet oder gar missachtet werden. Im Gegenteil: Um ihre Leistungen zu verbessern und ihre Motivation zu steigern, ist regelmäßiges positives und konstruktives Feedback durch dich, den Ausbilder und / oder den Mentor unerlässlich. - Nutze deine Auszubildenden nicht aus und bevormunde sie nicht!
Du solltest es auf jeden Fall vermeiden, deine Auszubildenden wie Kinder zu behandeln oder als günstige Arbeitskräfte zu missbrauchen. Stattdessen gilt es, sie als erwachsene und wertvolle Mitarbeiter in deinen Betrieb zu integrieren. Das erreichst du, indem du ihnen von Anfang an Rechte einräumst, aber auch Pflichten auferlegst.
Fazit: So gelingt ein guter Start ins Berufsleben
Vor dem Hintergrund, dass im Juli 2023 rund 36.000 Ausbildungsplätze allein in den Handwerksbetrieben noch offen sind und nachrückende Fachkräfte damit ausbleiben, ist ein gutes Azubi-Onboarding eine lohnende Investition in die Zukunft des Unternehmens und die der Auszubildenden. Es kann in erheblichem Maße dazu beitragen, die Abbrecher-Quote zu senken und den Auszubildenden einen guten Start in ihre Ausbildung zu geben. Dadurch können sie sich stärker selbst einbringen und nach Möglichkeit langfristig an das Unternehmen gebunden werden. Dafür sollte dein Ausbildungsbetrieb ein individuelles und umfassendes Azubi-Onboarding-Konzept entwickeln, das die fachlichen, sozialen und persönlichen Aspekte berücksichtigt. Danach musst du dein erarbeitetes Konzept natürlich auch konsequent umsetzen.