Ist dein Unternehmen bereits vom Fachkräftemangel im Handwerk betroffen? Suchst du händeringend fähige Mitarbeiter? Oder befürchtest du in der nahen Zukunft einen Engpass bei deinem Fachpersonal? Dann bist du nicht allein: Der Mangel an Fachkräften bremst schon jetzt die wirtschaftliche Entwicklung von vielen Unternehmen aus und erweist sich außerdem auch als Hindernis für die Digitalisierung. Aber wo sollen die dringend benötigen Fachkräfte herkommen? Ein möglicher Weg: Werde aktiv und bilde dir deine zukünftigen Fachkräfte selbst aus! Wir zeigen dir, warum sich das für dich schnell lohnen kann.
Der Fachkräftemangel im Handwerk ist da – und die Lage wird sich voraussichtlich so schnell nicht ändern. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) legt mit dem KfW-ifo-Fachkräftebarometer zweimal im Jahr eine Studie vor, wie es um den Fachkräfte-Arbeitsmarkt in Deutschland bestellt ist. In der Studie von Dezember 2022 zeigte sich beispielsweise, dass es immer länger dauert, bis vakante Stellen auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich besetzt werden. Demnach lag im Oktober 2022 die abgeschlossene Vakanzzeit der gemeldeten offenen Stellen bei 154 Tagen. Das bedeutet: Im Durchschnitt dauert es fünf Monate (!), bis eine Stelle besetzt werden kann – Tendenz steigend. 2021 betrug die Vakanzzeit vier Monate, 2010 sogar nur zwei Monate.
Fachkräftemangel im Handwerk bremst Betriebe aus
Viele Unternehmer befürchten, dass sich ihre Handwerksbetriebe aufgrund fehlender Fachkräfte nicht weiterentwickeln können. Im Bauhauptgewerbe beispielsweise sehen aktuell (Juni 2023) knapp ein Drittel der Betriebe ihre Geschäftstätigkeit durch das Fehlen von geeignetem Personal gefährdet. Zusätzlich stellt sich für viele Unternehmen mit dem Fachkräftemangel noch ein weiteres Problem: Ohne das richtige Personal fehlt das nötige Know-how für die Digitalisierung. Die Digitalisierung wiederum soll die Unternehmen zukunftsfähig machen und sie auf dem Markt stärken. Der Mangel schränkt dich als Unternehmer also doppelt ein – ohne geeignete Mitarbeiter kannst du bestimmte Projekte erst gar nicht annehmen und deinen Betrieb nicht digital weiterentwickeln.
Ungleiche Verteilung auf dem Arbeitsmarkt
Die hohe Zahl der Arbeitslosen kann nur begrenzt dazu beitragen, die offenen Stellen zu besetzen. Laut der Bundesagentur für Arbeit ist die Hälfte der aktuell Arbeitslosen lediglich als Helfer qualifiziert – für knapp 80% der gemeldeten offen Stellen bräuchte es allerdings eine akademische oder berufliche Ausbildung.
57% der offenen Stellen betreffen Fachkräfte, die wiederum aber nur 27% der Arbeitslosen ausmachen. 12% der Arbeitslosen zählen zu den Spezialisten und Experten, beispielsweise Techniker und Meister, die für 20% der offenen Stellen gesucht werden. Aktuell werden also deutlich mehr qualifizierte Fachkräfte und Experten gesucht als der deutsche Arbeitsmarkt zu bieten hat.
Weniger Ausbildung während der Corona-Zeit
Die Corona-Krise hat ebenfalls einen Beitrag zum Fachkräftemangel im Handwerk geleistet. Diese hatte nämlich starke Auswirkungen auf Auszubildende und Berufsanfänger. Laut KfW-ifo-Fachkräftebarometer vom Juni 2021 hatte mehr als jedes vierte ausbildende kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weniger neue Azubis eingestellt als in den eigenen Planungen vorgesehen waren. In Zahlen bedeutet das für 2020 fast 9 Prozent weniger abgeschlossene Ausbildungsverträge als im Vorjahr – das sind minus 50.000 Auszubildende! Diese Entwicklung war jedoch leicht erklärbar: Eine vernünftige Ausbildung während Corona zu garantieren war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Dennoch: Jeder fehlende Azubi aus der Corona-Zeit bedeutet heute und zukünftig eine weitere fehlende Fachkraft!
Ein Weg aus der Krise: Mehr Ausbildung
Für mittelständische Unternehmen gehört die Gewinnung qualifizierter Fachkräfte inzwischen zu den schwierigsten Herausforderungen überhaupt. Solltest du keine Profis auf dem Markt finden, darfst du aber nicht den Kopf in den Sand stecken. Eine mögliche Lösung: bilde dir deine Fachkräfte von morgen einfach selbst aus! Zwar gibt es auch beim Thema Ausbildung viele Herausforderungen, die es zu meistern gilt, aber die Mühen lohnen sich. Denn so kannst du deine Azubis genau nach deinen Wünschen anlernen, damit diese später die Anforderungen erfüllen, die du an deine Fachkräfte stellst. Zudem verfügen die heutigen Azubis in der Regel bereits über digitale Kenntnisse und können dich sogar bei diesem Thema unterstützen. Gerade im Bereich Social Media wirst du bestimmt von der Erfahrung deiner Auszubildenden profitieren können.
Aber nicht nur Personen im „typischen“ Azubi-Alter eignen sich für eine Ausbildung: Bei 1,3 Millionen arbeitslosen Hilfskräften gibt es auch viele „Spätberufene“, die nur eine Chance brauchen – oder den nötigen Anstoß, eine Berufsausbildung zu beginnen. Du kannst zum Beispiel Praktika anbieten, damit Menschen ohne nötige Qualifikation deinen Beruf besser kennenlernen und ein Interesse daran entwickeln können.
Fazit: Nimm die Herausforderung „Ausbildung“ an!
Das KfW-ifo-Fachkräftebarometer prognostiziert, dass innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfen könne. Um das zu verhindern, müsse ausreichend gegengesteuert werden, sofern das Wachstum der Erwerbstätigenproduktivität anhaltend schwach bleibt und die Erwerbstätigkeit demografisch bedingt weiter abnimmt.
Sollte die Prognose sich bewahrheiten, wären die Auswirkungen mit einer andauernden Rezession vergleichbar. Es muss also jetzt etwas getan werden! Ein Weg, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist die Ausbildung des Nachwuchses. Diese war schon immer ein wichtiger Bestandteil des Handwerks, auch – oder gerade – in schwierigen Zeiten. Deshalb solltest du dein Engagement hier nicht zurückfahren. Sorge für die Zukunft deines Betriebes, indem du Verantwortung übernimmst und selbst ausbildest. Dann leistest auch du deinen persönlichen Beitrag gegen den Fachkräftemangel im Handwerk und für den Standort Deutschland!
Du willst offene Ausbildungsstellen eintragen? Dann nutze zum Beispiel das Lehrstellen-Radar: www.handwerk.de/infos-fur-betriebe/lehrstelle-eintragen
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